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Active Thinking

Auf dem jüngsten Active Thinking Forum von GAM Investments erörterte David Dowsett die aktuellen Entwicklungen an den Märkten, seine Erwartungen für die anstehenden geldpolitischen Entscheidungen in dieser Woche sowie das anhaltende Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.

01. November 2022

Die vergangene Woche verlief an den Risikokapitalmärkten etwas besser, was in erster Linie auf zunehmende Spekulationen über den Zeitpunkt der Zinswende der Federal Reserve (Fed) zurückzuführen ist. An den Anleihemärkten beobachten wir derzeit eine deutliche Stabilität, mit Renditen von etwa 4,5 % für 2-jährige US-Staatsanleihen, 4 % für 10-jährige und 4 % für 30-jährige Anleihen. Die Marktstimmung bezüglich der Zinssätze hellte sich in der vergangenen Woche anlässlich der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas auf, da die Diskussionen weniger auf eine quantitative Straffung ausgerichtet waren - vielleicht auch, um die Möglichkeit offen zu halten, die Zinsen nicht so massiv anzuheben, wie bislang in Europa angenommen. Infolgedessen sank die Zinsstrukturkurve am Donnerstag um 25 Basispunkte (BP). Allerdings haben die jüngsten Inflationsdaten aus Europa diese Rhetorik nicht bestätigt. Die jährliche Inflationsrate lag in Deutschland bei 11,6 % und in Italien bei 12,8 % und damit deutlich höher als erwartet. Darüber hinaus bestätigten die Kerndaten zu den US-Konsumgüterpreisen (Core CPE) eine ziemlich nachhaltige Inflation auf dem zugrunde liegenden Niveau. Hinsichtlich der Daten und der Rhetorik der Zentralbanken erleben wir derzeit ein tägliches Hin und Her. Nach den ausgeprägten Preiseinbrüchen an den Märkten und der derzeit sehr negativen Stimmung scheinen sich die Marktteilnehmer gegenwärtig jedoch stärker auf die positive als auf die negative Seite zu konzentrieren.

Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Fed die Zinsen am Mittwoch um 75 Basispunkte anheben wird. Das Hauptinteresse wird darauf liegen, ob der Vorsitzende Jerome Powell im Ausschuss eine moderate Gangart bei den Zinserhöhungen signalisiert. In Anbetracht der vielen Daten, die zwischen dieser und der nächsten Sitzung veröffentlicht werden, ist es möglich, dass sich Powell zurückhaltend äussern wird, unabhängig davon werden sich jedoch die Märkte exakt darauf konzentrieren. Zudem werden in dieser Woche die US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die für den Zustand des US-Arbeitsmarktes von Bedeutung sind. Die geldpolitische Sitzung der Bank of England (BoE) wird ebenfalls am Donnerstag stattfinden. Seit der letzten Zinserhöhung am 22. September ist viel passiert, nicht zuletzt der Mini-Haushalt. Die Erwartung der Marktteilnehmer beinhaltet eine Zinsanhebung um 75 Basispunkte seitens der BoE. Im Grossen und Ganzen denke ich, dass wir gerade erst beginnen, uns mit dem Konzept der Zentralbanken auseinanderzusetzen, eine Verlangsamung der Zinserhöhungen einzuläuten, und ich bin davon überzeugt, dass diese Entwicklung in den nächsten Wochen, vielleicht sogar bis zum Jahresende anhalten wird.

Brasilien erlebte bei den Präsidentschaftswahlen einen knappen Sieg von Luiz Inácio Lula da Silva. Dies war wohl das marktfreundlichste aller möglichen Ergebnisse. Lula, der bereits einmal Präsident war, gewann mit einem knappen Vorsprung und wird durch die Zusammensetzung des Kongresses in die Schranken gewiesen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass er eine lockere Finanzpolitik betreiben wird. Insgesamt drückte die Markterwartung jedoch eine Fortführung des Amtes durch den ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro aus.

Das Misstrauen zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den Marktteilnehmern ist unverändert gross. Im Vereinigten Königreich haben Premierminister Rishi Sunak und Schatzkanzler Jeremy Hunt etwas Vertrauen zurückgewonnen. Obwohl sie bislang nicht viel angekündigt haben, geht der Markt davon aus, dass sie orthodoxer handeln werden als die frühere Premierministerin Liz Truss und Kanzler Kwasi Kwarteng. Generell scheint jedoch der Erholungsprozess noch keine so grossen Fortschritte gemacht zu haben, als dass die Märkte Vertrauen in den nächsten Schritt der politischen Entscheidungsträger hätten. Diese kurze Erholungsphase der vergangenen zehn Tage könnte durch die Veröffentlichung von Daten oder durch eine Überraschung von Powell in seiner Pressekonferenz am Mittwoch zunichte gemacht werden.

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