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The UNs Conference of the Parties COP Process

GAM erklärt: Die Funktionsweise der UN-Vertragsstaatenkonferenz (COP)

07. Oktober 2022

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Einmal jährlich versammeln sich die Staats- und Regierungschefs der Welt zur UN-Vertragsstaatenkonferenz (COP), um Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Das diesjährige Treffen findet vom 6. bis 18. November im ägyptischen Küstenort Sharm-el-Sheikh statt.

Es ist erwähnenswert, dass die Klima-COP nicht die einzige COP ist. So gibt es beispielsweise auch eine COP zum Thema Biodiversität, die sich auf ein anderes UN-Abkommen bezieht. Dieser Artikel konzentriert sich jedoch explizit auf die Funktionsweise der Klima-COP und darauf, weshalb sie für Investoren von grosser Bedeutung ist.

Was ist das?

Der Klimawandel ist ein typisches Beispiel für die "Tragödie der Allmende". Bemühungen zum Klimaschutz müssen von internationalen Partnern kooperativ durchgeführt werden, um den Klimawandel und seine Auswirkungen gemeinsam zu bewältigen.

Die Notwendigkeit, sich dieser Herausforderung zu stellen, war die Geburtsstunde des UNFCCC bzw. des Rahmenabkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, wichtigsten Abkommens zur Bekämpfung des Klimawandels, das nahezu alle Länder der Welt unterzeichnet haben.

Geschichte der COP

COP steht für "Conference of Parties" (Konferenz der Vertragsparteien), wobei die Vertragsparteien diejenigen Regierungen vertreten, die das UNFCCC oder ein Folgeabkommen unterzeichnet haben - insgesamt 197 Parteien. Ziel des im Jahr 1994 in Kraft getretenen Abkommens ist es, den vom Menschen verursachten Temperaturanstieg zu begrenzen und die Treibhausgasemissionen auf einem "gesunden Niveau" zu stabilisieren.

Die COP ist das übergeordnete Entscheidungsgremium des Abkommens und nachfolgender Vereinbarungen wie dem Pariser Abkommen. Sie setzt sich aus Regierungsvertretern aller Vertragsparteien des Abkommens zusammen und wird darüber hinaus von Vertretern der Zivilgesellschaft, dem Privatsektor und den Medien besucht. Sie treten seit nahezu drei Jahrzehnten jährlich zusammen, beginnend mit der ersten Veranstaltung in Deutschland im Jahr 1995. Die erste Vorsitzende der COP war die damalige deutsche Umweltministerin Angela Merkel.

Diesem ersten Treffen folgten jahrelang zahlreiche Diskussionen, jedoch keine globale Vereinbarung über Klimaziele und -massnahmen. Das änderte sich 2015, als sich die Länder auf der COP21 auf das Pariser Abkommen einigten - den ersten rechtsverbindlichen globalen Vertrag zum Klimawandel.

Zu den Verpflichtungen zählen:

  • Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf "deutlich unter" 2°C, idealerweise 1,5°C, über dem vorindustriellen Niveau.
  • Stärkung der Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel und zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit.
  • Ausrichtung der Kapitalströme auf einen "Weg zu niedrigen Treibhausgasemissionen und klimaresistenter Entwicklung".

Das Pariser Abkommen gab der Welt die regulatorische und politische Verbindlichkeit, um Massnahmen ergreifen und in grossem Umfang in den kohlenstoffarmen Übergang investieren zu können. Dies stellte einen enormen Meilenstein und Erfolg für die COP21 dar.

Während die Ziele von Paris kollektiver Natur sind, verfolgen die einzelnen Länder individuelle Ziele, die sogenannten Nationally Determined Contributions (NDCs). NDCs sind nationale Klimapläne, in denen jedes Land eine klare Richtung vorgibt, wie es seine Emissionen begrenzen und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels erhöhen will. Dabei handelt es sich um greifbare, zeitlich begrenzte Ziele, die im fünfjährigen Turnus überprüft und neu festgelegt werden müssen. So hat sich beispielsweise das Vereinigte Königreich verpflichtet, seine Emissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 68 % gegenüber dem Stand von 1990 zu verringern1 und Indien hat sich verpflichtet, 50 % seiner gesamten Energie auf erneuerbare Quellen umzustellen.2

Die letztjährige Konferenz - COP26

Die COP26 in Glasgow im vergangenen Jahr war der erste Meilenstein seit dem Pariser Abkommen, bei dem die meisten Länder überarbeitete NDCs vorlegten. Zwar präsentierten mehr als 120 Regierungen neue oder aktualisierte NDCs, doch reichen diese neuen Ziele nicht aus, um das Ziel von deutlich unter 2°C zu erreichen; Schätzungen zufolge werden sich die Auswirkungen auf 2,4°C belaufen.3 Der Klimapakt von Glasgow verwies jedoch auf "beschleunigte Anstrengungen zum schrittweisen Ausstieg aus der ungebremsten Kohleverstromung und zum Auslaufen ineffizienter Subventionen für fossile Brennstoffe", und im Verlauf der COP26 wurden eine Reihe multilateraler Zusagen (von Regierungen und dem Privatsektor) zu Themen wie Waldrodung und Methan gemacht.

Warum sie für Investoren von grosser Bedeutung ist

Der Klimawandel stellt ein systemisches Risiko für die Weltwirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft dar. Die COP-Funktionsweise, die damit verbundenen Verpflichtungen und die von den COP-Parteien angekündigten politischen Massnahmen prägen das Umfeld, in dem Investoren den kohlenstoffarmen Übergang steuern und vorantreiben können. Der Ehrgeiz und die Stimmigkeit (oder deren Fehlen) der Regierungspolitik zur Unterstützung eines nachhaltigen Übergangs in Schlüsselsektoren und -systemen wie Energie und Verkehr werden nicht nur dafür entscheidend dafür sein, ob der Übergang die Temperaturziele erreicht, sondern auch das Ausmass der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Übergangs bestimmen.

Der Übergang bietet auch beispiellose Chancen. Er bedeutet, dass vollkommen neue Sektoren wie erneuerbare Energien, Biokraftstoffe, umweltfreundlicher Verkehr, Abfallvermeidung und nachhaltige Lebensmittelproduktion, um nur einige zu nennen, rasch expandieren werden und Investoren enorme Möglichkeiten bieten, das Wachstum neuer Branchen anzukurbeln. Von Fleisch auf pflanzlicher Basis bis zu Kunststoffabfallsystemen kommen neue kohlenstoffarme Produkte und Innovationen auf den Markt und wecken das Interesse der Kapitalmarktteilnehmer. Wir sind der Überzeugung, dass sich der private Sektor in einer einzigartigen Position befindet, um grünes Wachstum zu fördern. Die weltweiten Investitionen in die Energiewende beliefen sich im vergangenen Jahr auf 755 Milliarden USD4, und die Anlagemöglichkeiten werden weiter zunehmen. Jüngsten Analysen zufolge wird das kumulative Klima-Investitionspotenzial in den Städten der Schwellenländer bis zum Jahr 2030 auf 24,7 Billionen USD5 geschätzt.

Kohlenstoffarme Investitionen

 
Quelle: BloombergNEF. Die genannten Finanzinstrumente dienen lediglich der Veranschaulichung und stellen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Was unternimmt GAM?

GAM Investments ist bestrebt, bei der Klima-Agenda eine Vorreiterrolle einzunehmen und hat sich verpflichtet, das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050 zu unterstützen, indem es der Net Zero Asset Managers Initiative beitrat. Dies beinhaltet die Festlegung von Zwischenzielen für das Engagement und die Dekarbonisierung bis 2030.

Im vergangenen Jahr lancierten wir unsere Strategie für nachhaltige Klimaanleihen, eine der ersten, die sich auf grüne Anleihen europäischer Finanzunternehmen konzentriert, um die Dekarbonisierung zu unterstützen.

Unsere Global Head of Sustainable and Impact Investment, Stephanie Maier, ist unter anderem Mitglied des globalen Lenkungsausschusses von Climate Action 100+, einer der weltweit grössten Investorenzusammenschlüsse, die 52 % der 160 emissionsstärksten Unternehmen der Welt dazu ermutigt hat, sich dem Netto-Null-Ziel bis zum Jahr 2050 anzuschliessen.

Drei wichtige Erkenntnisse

    1) Der Wettlauf um die Reduzierung des Kohlenstoffausstosses kam nur langsam in Gang

    Weltweit wurden im vergangenen Jahr 36,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ausgestossen.6 Das ist die höchste jemals aufgezeichnete Menge in der Geschichte. Die durchschnittlichen jährlichen Emissionen im Zeitraum zwischen 2010 und 2019 stiegen7 über alle Sektoren an, und eine einflussreiche Studie zeigt, dass die Welt selbst dann, wenn alle NDCs umgesetzt werden würden, immer noch auf dem Weg zu einer Erwärmung von ca. 2,4 °C wäre.8

    Es liegt also noch ein langer Weg vor uns, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Alle Wirtschaftssektoren müssen erheblich umgestaltet werden, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

    2) Die Finanzierung bleibt entscheidend

    Da die internationale Zusammenarbeit die Grundlage für sinnvolle Klimaschutzmassnahmen bildet, müssen alle Länder ihren Beitrag zur Verringerung der Emissionen im Einklang mit dem Ziel leisten, die Erwärmung auf deutlich unter 2˚C zu begrenzen. Alle Beteiligten haben jedoch unterschiedliche Ausgangspunkte, und nicht jeder verfügt über die wirtschaftlichen und technologischen Ressourcen, um dies umzusetzen.

    Die COP3 in Kyoto (1997) war die erste Konferenz, auf der anerkannt wurde, dass die Industrieländer für den Grossteil der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung verantwortlich sind. Damit wurde der Grundstein für die Verpflichtungen des Pariser Abkommens gelegt, in dem sich die wohlhabenderen Länder verpflichteten, den ärmeren Ländern mehr Finanzmittel für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung zu stellen, wobei sie für den Zeitraum bis 2020 mindestens 100 Mrd. USD pro Jahr zusagten.9

    Es gibt jedoch Fortschritte. Finanzmittel aus der entwickelten Welt unterstützen die Schwellenländern. Dies zeigt sich in Sambia, wo der Grüne Klimafonds der Vereinten Nationen Kleinbauern bei der Anpassung an die sich verschlechternden Klimaauswirkungen hilft, oder in Kambodscha, wo Anstrengungen zum Ausbau von Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien unternommen wurden. Derartige Schritte sind zwar ermutigend, die für die Schwellen- und Entwicklungsländer mobilisierten Finanzmittel decken dennoch bei weitem nicht den Bedarf.

    Ähnlich verhält es sich auf den Kapitalmärkten. Auf der COP26 verkündeten die Kapitalgeber eine Flut von Zielen zur Finanzierung von Emissionssenkungen. 29 der 30 grössten Finanzinstitute setzten sich im Rahmen der GFANZ-Initiative das Ziel, bis zum Jahr 2050 oder früher netto emissionsfrei zu sein. Dennoch klafft eine enorme Lücke zwischen den langfristigen Zielen und der bereits zur Verfügung gestellten Finanzierung. Da die Kapitalmärkte den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigen sollen, müssen die Investoren ihre Versprechen einhalten und vorausschauende Entscheidungen treffen, die auf den Risiken und Chancen der Zukunft basieren.

    Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass der kohlenstoffarme Übergang fair verläuft. Dieser Prozess, der als "gerechter Übergang" bezeichnet wird, bedeutet, dass der wirtschaftliche Wandel auf faire Weise erfolgt und niemanden zurücklässt sowie alternative Möglichkeiten für Kohlebergbaugemeinden, Viehzüchter oder andere vom kohlenstoffarmen Übergang betroffene Menschen bietet.

    3)  Beschleunigung der Anpassung ist eine Notwendigkeit

    Während die Eindämmung des Klimawandels im Vordergrund steht, ist die Anpassung an den Klimawandel ebenso wichtig, da Brände, Überschwemmungen und Stürme für Millionen von Menschen weltweit zur Realität werden.

    Der bahnbrechende IPCC-Bericht Impacts, Adaptation and Vulnerability (Auswirkungen, Anpassung und Anfälligkeit), der im Februar veröffentlicht wurde, macht deutlich, dass sich die Welt anpassen muss, da die Forschung die Zunahme extremer Wetterereignisse als eine mit Sicherheit eintretende Auswirkung einstuft.

    Sie zeigt zudem die verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen, denen die Welt ausgesetzt ist. Beispielsweise werden in Europa bis zum Ende des Jahrhunderts Vermögenswerte in Höhe von 12 Billionen USD und bis zu 510 Millionen Menschen von Hochwasserschäden an den Küsten betroffen sein.10 Selbst wenn weltweit die gesteckten Ziele erreicht werden sollten, ist ein Teil der verursachten Schäden bereits irreversibel. Das bedeutet, dass wir in die Anpassung von Bereichen wie Infrastruktur und Landnutzung investieren müssen, um Natur und Gesellschaft zu schützen und zu stärken.

    Der IPCC verwies auf bisher erfolgreiche Anpassungsprojekte, darunter kohlenstoffarme und zuverlässige öffentliche Verkehrsnetze, die Entwicklung widerstandsfähiger neuer Gebäude und die lokale Erzeugung erneuerbarer Energien. Dennoch lautet eine wichtige Schlussfolgerung des Berichts, dass die Anpassung zu langsam voranschreitet, so dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (3,3 Milliarden Menschen) durch die Auswirkungen des Klimawandels "sehr verwundbar" und grosse Teile des Planeten "unbewohnbar" sind. Wenn wir die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels stärken wollen, müssen wir uns gemeinsam bemühen, die Finanzmittel gezielt für wirksame Anpassungsmassnahmen einzusetzen.

Worauf ist zu achten

Die COP27 in Ägypten Ende dieses Jahres wird entscheidend dafür sein, wie die Welt auf den Klimawandel reagiert. Die derzeitige Energiekrise inmitten der russischen Invasion in die Ukraine droht die Fortschritte in der Klimapolitik zu untergraben und die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu behindern, wobei Länder wie das Vereinigte Königreich und Deutschland händeringend nach neuen Öl- und Gasquellen suchen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir auf Kurs bleiben, um die längerfristigen Ziele im Einklang mit dem Pariser Abkommen zu erreichen und die nationalen Pläne auf saubere, nachhaltige Energiesysteme auszurichten, während wir gleichzeitig die unmittelbaren Herausforderungen bezüglich Energiesicherheit und Erschwinglichkeit anerkennen. Es wird erwartet, dass für eine Reihe von Ländern aktualisierte NDCs vorgelegt werden – deren Umfang und Inhalt wird genau beobachtet werden.

Ein zentrales Thema der COP27 wird die Bewertung der gemeinsamen Fortschritte seit dem Pariser Abkommen sein. Es besteht ferner die Hoffnung, dass die Klimagerechtigkeit ein Hauptthema sein wird, zumal die Konferenz in Afrika stattfinden wird, das für weniger als 4 %11 der weltweiten Energie-bedingten Emissionen verantwortlich ist, jedoch massiv unter den steigenden globalen Temperaturen leiden wird. Auch von den Finanzierungsinitiativen, die im letzten Jahr Versprechungen gemacht haben, wie z. B. GFANZ, werden wir voraussichtlich Neuigkeiten hören.

Die Politik und die Finanzen der Regierungen werden weiterhin entscheidend für das Tempo und den Fortschritt des Übergangs sein. Klimarisiken und -chancen werden weiterhin die Investitionslandschaft prägen. Die COP27 ist eine wichtige Etappe, die Aufschluss darüber gibt, wie geordnet oder ungeordnet dieser Übergang verlaufen wird.

Weitere Informationen über die Ergebnisse der einzelnen COP-Konferenzen finden Sie auf der Website der UN hier.

Weitere GAM-Erkenntnisse finden Sie auf der "Unser Denken"-Seite hier.

Wichtige rechtliche Informationen
Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Anlageberatung dar. Die in diesem Dokument enthaltenen Meinungen und Einschätzungen können sich ändern und spiegeln die Sichtweise von GAM im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld wider. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen wird keine Haftung übernommen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse oder aktuelle oder zukünftige Trends. Die erwähnten Finanzinstrumente dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht als direktes Angebot, Anlageempfehlung oder Anlageberatung zu verstehen. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Prognosen eintreffen werden.

Stephanie Maier

Global Chief Sustainability Officer
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